Wie funktioniert Tourismus in Albanien?

Wie ist der Tourismus in Albanien?

In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Beitrag des Tourismus- und Reisesektors Albaniens zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes stetig zugenommen, über 8 % erreicht, Arbeitsplätze geschaffen und 38 % der Gesamtexporte ausgemacht. Rückblickend war 2019 mit 6,4 Millionen ausländischen Besuchern und sektoralen Einnahmen von 2,3 Milliarden US-Dollar das beste Jahr für den albanischen Tourismus. Die Zukunft sah vielversprechend aus.

Leider, als COVID-19 die Welt erfasste, sank die Zahl der internationalen Ankünfte um 60 %, und die Einnahmen des Sektors fielen auf 1,1 Milliarden US-Dollar, wobei der Beherbergungssektor im zweiten Quartal 2020 um 75 % schrumpfte. 60 % verdienten weniger als 10 % ihrer Einnahmen von 2019, und mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Sektor wurde entlassen.

Glücklicherweise erholte sich der Tourismussektor, als die Reisebeschränkungen gelockert wurden und die Volkswirtschaften ihre Erholungsbemühungen starteten, mit der Ankunft von 5,7 Millionen ausländischen Besuchern, und die Tourismuseinnahmen erreichten im Sommer 2021 wieder das Vorkrisenniveau. Gerade als der Sektor wieder auf die Beine kam, versetzte die russische Invasion in der Ukraine den zweiten Schlag. Die gute Nachricht ist, dass der Sommer 2022 trotz des Krieges noch besser verlief – bis Oktober empfing das Land 6,8 Millionen Besucher, und die geschätzten Einnahmen überstiegen 3,3 Milliarden US-Dollar.

Während die Erholung schnell und bemerkenswert war, hat COVID-19 die Anfälligkeit des Tourismussektors für externe Schocks offengelegt und die Notwendigkeit eines diversifizierteren, widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Tourismussektors unterstrichen.

Herausforderungen

Jetzt, da sich Hotels, Restaurants und Betreiber von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholen, stehen sie vor drei großen Hürden:

Personalbeschaffung: Während sich die Auswirkungen der Pandemie auf Besucherzahlen und Einnahmen vollständig umgekehrt haben, hat sie den Fachkräftemangel verschärft. Kliton Gerxhani, Präsident des Verbands der albanischen Tourismusveranstalter (ATOA) und Miteigentümer von Albania Holidays DMC, sagte: „Da es keine richtige Tourismusschule gibt, haben wir in den letzten fünf bis zehn Jahren viel in die Ausbildung unserer Mitarbeiter am Arbeitsplatz investiert. Trotzdem mussten wir sie gehen lassen; zuerst die jüngeren Mitarbeiter, dann die erfahreneren.“

Im Jahr 2022 schadete der Fachkräftemangel dem Sektor weiterhin. Während der Sektor versuchte, nach der Wiederbelebung des Tourismus in Europa Personal zurückzugewinnen, hatten viele bereits in anderen Sektoren Arbeit gefunden oder waren ins Ausland gezogen, was zu einer geringeren Dienstleistungskapazität führte. Als Reaktion darauf könnte die Bereitstellung von Schulungskursen für den Beherbergungssektor und auch für maritime Aktivitäten das Problem des Fachkräftemangels durch Ausbildungsprogramme lösen, die anerkannte internationale Zertifikate ausstellen.

Krieg in der Ukraine: Obwohl der Krieg die Gesamtzahl der Besucher im Land nicht beeinflusste, löste er logistische und Versorgungsprobleme für den Sektor aus. Unterbrechungen der Lieferkette und steigende Lebensmittel- und Ölpreise erhöhten die Kosten und verringerten 2022 den Umsatzanteil des Sektors. COVID-19 und der Krieg in der Ukraine veränderten auch das Touristenverhalten mit einer höheren Stornierungsrate, was die Angebotsplanung und Logistik beeinflusste und die Notwendigkeit der Verwaltung von Buchungen und der Digitalisierung unterstrich.

Chancen und Markenbildung: Albanien ist hauptsächlich als Badeziel für Touristen bekannt, die kürzere Aufenthalte mit geringen individuellen Ausgaben bevorzugen – ein Profil, das mit einer undiversifizierten Tourismus-Wertschöpfungskette mit einer begrenzten Anzahl von Attraktionen und Aktivitäten verbunden ist.

Leider ist der albanische „blaue Tourismus“-Teilsektor, einschließlich Bootfahren, Tauchen, Freizeitfischerei und Wassersport, weitgehend unentwickelt. Darüber hinaus stellt der Kulturtourismus trotz des einzigartigen kulturellen Erbes Albaniens nur einen kleinen Teil der Branche dar.

Die Zukunft des Tourismus in Albanien

Die im Juni 2022 veröffentlichte Länderdiagnose des Privatsektors für Albanien (CPSD) von IFC und der Weltbank hebt große Investitionsmöglichkeiten für den Privatsektor hervor. Darüber hinaus unterstreicht sie die Notwendigkeit einer starken politischen Roadmap, die den Kurs für einen wertschöpfungsintensiveren, diversifizierteren und nachhaltigeren Tourismussektor festlegen kann.

Da die Pandemie zu einer Verschiebung der Touristenpräferenzen vom Massentourismus hin zum Kleingruppen- und Outdoor-Tourismus geführt hat, könnte dies eine gute Gelegenheit für Albanien sein. Das Land könnte seinen Tourismussektor neu positionieren, um neue Märkte anzusprechen, und sich als Ziel für Nischen- und High-End-Tourismus neu positionieren.

Darüber hinaus könnte die Verknüpfung des blauen Tourismus in den Küstenregionen mit natur-, kulinarik- und kulturorientiertem Tourismus in den Bergwäldern und gut erhaltenen Dörfern des Landes die durchschnittlichen Ausgaben erhöhen, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer verlängern, die Saisonalität verringern und den Druck auf überfüllte Tourismusorte mindern. Die Umsetzung der Strategie für den Blauen Tourismus der Regierung könnte die internationalen Ankünfte um 208.000 pro Jahr erhöhen und die Tourismuseinnahmen um über 400 Millionen US-Dollar pro Jahr steigern.

Ein Übergang zu einem vielfältigeren und nachhaltigeren Tourismusmodell wird jedoch große Investitionen erfordern, beispielsweise in Jachthäfen und naturbasierte Aktivitäten. Albanien wird kritische Infrastrukturengpässe beheben müssen, während es die Flugverbindungen erhöht und die Straßennetze ausbaut, um den Binnentourismus Albaniens zu entwickeln und die Touristenmobilität zu fördern.

Albanien wird in Vorschriften und Umweltmaßnahmen sowie in die Wasser- und Abfallwirtschaft investieren müssen, um sicherzustellen, dass die Reiseziele nachhaltig sind. Das Wachstum des ökologischen und kulturellen Tourismus erfordert spezielle Unterkünfte und unterstützende Infrastruktur für die Nationalparks, die Dörfer im Landesinneren und die Kulturerbestätten des Landes. Darüber hinaus wird die Entwicklung einer qualifizierten Arbeitskraft, die Unterstützung von Unternehmen bei Innovation und Technologietransfer sowie die Verbesserung des Zugangs zu Finanzmitteln für Tourismusveranstalter von entscheidender Bedeutung sein.

Mit starker staatlicher Unterstützung, rechtzeitigen Investitionen in die Infrastruktur und wirksamen politischen und regulatorischen Maßnahmen kann der Privatsektor zu einer robusten Tourismusindustrie beitragen und Albanien zu einem Top-Reiseziel machen, während gleichzeitig seine zugrunde liegenden natürlichen und kulturellen Vermögenswerte erhalten bleiben.